Um mehr von den einzelnen Beteiligten des Netzwerkes der „Frankfurter Plattform 55+“ zu erfahren, möchten wir Ihnen regelmäßig einen Partner im Detail vorstellen. Es werden zunächst immer die gleichen 5 Fragen gestellt, bei der letzten Frage darf eine ausgewählt werden (angelehnt an den Fragenkatalog von Max Frisch).

Aktives Seniorenwohnen in der Seniorenwohnanlage „Paulinum an der Friedberger Warte” – „Am Riedberg“ und „Helenenhöfe“ in der Valentin-Senger-Straße und der Walter-Hesselbach-Straße.
Frau Nicole Blumenthal (Teamleitung Paulinum „An der Friedberger Warte“) beantwortet unsere Fragen.
Was möchten Sie persönlich/Ihre Institution für ältere Menschen erreichen?
Zuallererst möchten wir den älteren Bewohner:innen, die in unseren seniorengerechten Wohnungen leben, ermöglichen so lange wie möglich autark und selbstbestimmt zu wohnen und zu leben. Dabei unterstützen wir sie auf allen Ebenen und mit allen Möglichkeiten der Beratung, wie z.B.:
- Anträge stellen,
- Pflegedienste und medizinischen Dienst vermitteln,
- Hilfe bei Arzt- oder Handwerkersuche,
- Unterstützung bei der Kommunikation mit Ämtern.
Aber auch kleine Dienstleistungen, wie das Einstellen eines Fernsehers oder Hilfe bei neuen Smartphones. In den Abendstunden oder Wochenenden – an denen unser Büro nicht besetzt ist –, kann oftmals der vorinstallierte Hausnotruf helfen. Oder unsere Kooperationspartner:innen, wie z.B. der Verein „Freunde alter Menschen“. Oder eben die Nachbarin oder der Nachbar.
Primär ist allerdings die Förderung der Eigeninitiative angesprochen und so werden die Senior:innen dazu aufgefordert, selbstständig zu handeln und sich z. B. innerhalb des Quartiers zu engagieren. Dies stärkt die Autonomie und das Gefühl ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu sein. Sie sollen in Bewegung bleiben, sofern das möglich ist – körperlich und/oder geistig.
Wir bieten deshalb einige Bewegungskurse, Gehirnjogging, Informationsveranstaltungen und viel Kultur und Unterhaltung an. Und wir ermutigen die Bewohnerschaft sich hier ehrenamtlich zu engagieren.
Aber am einfachsten und ohne Schwellen-Ängste, treffen sich die Bewohner:innen hier zu Kaffee und Kuchen oder beim gemeinsamen Mittagessen.
Was ist Ihr Motto?
Hilfe zur Selbsthilfe!
Wir sehen uns wie nahestehende Verwandte oder gute Freunde, die da sind, wenn Bedarf ist. Die zuhören und unterstützen, wenn Menschen überfordert, verzweifelt oder einsam sind. Und die den Menschen helfen ihre eigenen Kompetenzen zu erkennen und zu nutzen.
Wie könnten wir die Situation für ältere Menschen in Frankfurt verbessern?
Unbedingt ausreichend bezahlbaren und gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossenen Wohnraum schaffen. Der im Idealfall barrierefrei ist. Sowie eine gute Infrastruktur aufweist, mit Einkaufsmöglichkeiten, Ärzt:innen, Grünflächen, Kultur, Beratungsangebote u.v.m. in der Nähe.
Außerdem bin ich eine Freundin gemischter Wohneinheiten, wo junge Familien und Senior:innen sich gegenseitig unterstützen und sich als Gemeinschaft empfinden. Eben Nachbarschaft im schönsten Sinne.
Was wünschen Sie sich für ältere Frankfurter:innen?
Mehr Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit und Respekt füreinander und im Besonderen gegenüber den Älteren MitbürgerInnen. In anderen Kulturen werden Ältere MitbürgerInnen oftmals mehr wertgeschätzt. Ihre Lebenserfahrung und Lebensleistung werden dort höher bewertet als in unserer Leistungsgesellschaft.
Frankfurt ist eine Stadt der hohen Leistungen und hohen Mieten. Da darf man die Schwächeren gesellschaftlich nicht aus den Augen verlieren.
Für mich ist die Achtung der älteren Menschen nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern hat auch emotionale, soziale und gesundheitliche Erwägungen. Studien zeigen, dass ältere Menschen, die sich respektiert fühlen, ein höheres emotionales und körperliches Wohlbefinden haben, was darauf hindeutet, dass Respekt eine entscheidende Rolle in der Lebensqualität der älteren Bevölkerung spielt.
Was zeichnet Sie/Ihre Institution besonders aus?
Wir sind sehr beweglich und offen für neue Ideen und Wege. Und laden jede/n unserer Bewohnerschaft ein, aktiv mitzumachen und mitzugestalten.
Wir schließen niemanden aus. Zu unseren Veranstaltungen dürfen alle kommen. Auch Nicht-Bewohner:Innen. Die Angebote sind für die Bewohnerschaft in der Regel kostenfrei. Externe Gäste zahlen einen kleinen Obolus. Allerdings sind unsere kostenlosen Beratungsangebote exklusiv für die Bewohnerschaft gedacht.
Wir arbeiten mit vielen ehrenamtlich engagierten Menschen. Die nicht immer aus dem Kreis der Bewohnerschaft stammen, uns aber gerne unterstützen möchten und auch Teil dieser Gemeinschaft werden wollen.
Das Wort Parea heißt Miteinander oder Gesellschaft, aber auch Freundeskreis. Und dieses Gefühl zu einer Gemeinschaft, einem Freundeskreis zu gehören, ist eine sehr befriedigende und erfüllende Emotion. Wir verstehen uns als ein Ort der Integration und Beheimatung: So können wir das Herz eines Wohnortes bilden. Wer neu hier einzieht, wird bei uns, gerade wegen des leichten Zugangs, erste Bekanntschaften schließen. Und sich wertgeschätzt fühlen. Und vor allem: weniger einsam.
Was ist für Sie das größte Glück?
Mit einer oder mehreren Personen in der Natur einen schönen Tag zu verbringen zu können. Dabei wird gegessen und getrunken, musiziert, gewandert und geschwommen. Und am besten auch noch im Stroh geschlafen. Vom Einfachen nur das Beste.
Auf unserer Plattform erfahren Sie die Kontaktdaten und weitere Informationen unter:
https://frankfurter-plattform-55plus.de/netzwerk/parea-ggmbh/
Vielen Dank an Frau Blumenthal für das Interview.